AFN-Funkhaus

Der amerikanische Soldatensender American Forces Network (AFN) hat seinen Ursprung im Zweiten Weltkrieg. Dort versorgte er zur moralischen Unterstützung die Truppen im Ausland mit Unterhaltungsprogrammen. Nach Kriegsende eröffneten Funkhäuser in den großen deutschen Städten der US-Besatzungszone. Seit August 1945 wurden die Soldaten in Berlin von einer Villa in der Dahlemer Podbielskiallee aus mit Musik und Informationen versorgt. Radio war ein zentrales Medium der Zeit und fester Bestandteil der Freizeitgestaltung. Während der Luftbrücke boten die Sendetürme des AFN den Piloten willkommene Unterstützung bei der Peilung.

Die Mischung aus Swing und Jazz in den 1950er Jahren sowie aus Rock ´n´ Roll, Blues und Pop in den späteren Jahrzehnten war auch bei den deutschen Zuhörern äußerst beliebt. Knapp zwei Drittel aller 12.853 Hörerbriefe aus dem Jahr 1954 stammten von ihnen. Einzelne Sendungen des stets englischsprachigen Programms sowie die DJs genossen bei der deutschen Jugend Kultstatus. Amerikanische Künstler wie Benny Goodman, Ella Fitzgerald oder Louis Armstrong gaben dem AFN in Berlin gern ein Interview vor ihren Konzerten, die der Sender zudem oft live übertrug.

Mit dem Bau der Berliner Mauer wurde es für Hörer aus Ost-Berlin und der DDR deutlich riskanter, den Sender einzuschalten, da er als Sprachrohr des Klassenfeindes und potenziellen Kriegsgegners galt.

1969 wurde der AFN mit der Einführung eines eigenen Fernsehprogramms in größere Räume in der nahegelegenen Saargemünder Straße verlegt – in die unmittelbare Nähe des US-Hauptquartiers. Das freigezogene Gebäude diente der US-Armee später als Wohnhaus für Offiziersfamilien. Bis zur letzten Sendung am 15. Juli 1994 war der AFN ein starkes Bindeglied zwischen Amerikanern und Berlinern und einer der beliebtesten Botschafter der USA.

Vor Ort

Die ehemals 27 Zimmer umfassende Villa wurde Ende der 1920er Jahre für den Kaufmann Erich Penzlin errichtet. Die verschieden hohen quaderförmigen Baukörper bilden ein L-förmiges Gebäude, das den rückwärtigen Garten einrahmt und von der Straße abschirmt. Ursprünglich besaß der Nebenflügel entlang der Hellriegelstraße ebenfalls ein flaches Walmdach; die Fassadenbekleidung aus dem Naturstein Travertin sowie die Pergola am Eingang hingegen haben die Zeit überdauert. Der Architekt Otto Rudolf Salvisberg zeichnete in Dahlem beispielsweise auch für die Wohnbauten der Siedlung Onkel Toms Hütte verantwortlich.

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