Andrews-Kaserne

Die Stationierung und Unterbringung westalliierter Streitkräfte in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg war zunächst ein Ausdruck des Hoheitsrechts der Sieger. Mit dem Kalten Krieg – insbesondere mit der Berlin-Blockade – wandelte sich allerdings die Bedeutung der Truppen für die Stadt. Ein Großteil der Streitkräfte war nun langfristig in Kasernen untergebracht. Die Turner-Kaserne, der Standort der US-Panzereinheit, befand sich in Dahlem. Die drei großen Kasernen – Andrews, McNair und Roosevelt – lagen im Ortsteil Lichterfelde.

Das Gelände der Andrews Kaserne blickt auf eine lange militärische Nutzungsgeschichte zurück, auch wenn von der Hauptkadettenanstalt aus den Gründerjahren kaum noch Spuren vorhanden sind. Nach verschiedenen Nutzungen als Gymnasium, Bildungsanstalt oder Polizeieinrichtung in der Weimarer Republik, war hier zwischen 1933 und 1945 die Leibstandarte SS Adolf Hitler untergebracht. Unter der amerikanischen Besatzungsmacht wurde das Areal ab 1951 erheblich erweitert: es entstanden zwei neue Mannschaftshäuser für insgesamt 1500 Personen, 1952/53 kamen ein Kirchenbau, 1958 Wohngebäude für verheiratete Unteroffiziere und 1974 eine Satellitenfunkstation hinzu. Neben den Pionieren der US-Armee sowie der US-Militärpolizei mitsamt Militärgefängnis waren dort auch die Fachkräfte der Abhörstation auf dem Teufelsberg und die – auch unter den Berlinern bekannte und beliebte – Militärkapelle (298th US Army Band) untergebracht.

Die Kaserne trug ab 1947 den Namen des ehemaligen Befehlshabers der US-Streitkräfte in Europa Frank Maxwell Andrews (1884–1943), der auf einem Inspektionsflug über Island beim Absturz seiner B-24 ums Leben kam. Nach dem Abzug der Amerikaner wurde das Gelände umgebaut und dient seit 1995 dem Bundesarchiv als Standort.

Vor Ort

Der Zugang zum Gelände des Bundesarchiv und den öffentlichen Gebäuden – wie etwa der Bibliothek in der ehemaligen Andrews Chapel – ist erlaubt, verlangt aber in der Regel eine mündliche Anmeldung an der Pforte. Nur wenige Meter vom Eingang beherbergt ein provisorischer Pavillon die Ausstellung „Der Neubau des Bundesarchivs in Berlin – Standort im Spannungsfeld der Geschichte“, die über Vergangenheit und Zukunft des Geländes informiert und durch eine Online-Ausstellung ergänzt wird.

Der Sakralbau links vom Eingang stand Amerikanern aller Glaubensrichtungen offen. Heute befindet sich darin eine Spezialbibliothek, die zur Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv gehört und etwa 1,7 Millionen Bände fasst.

Außerhalb des heutigen Areals des Bundesarchivs befindet sich eine 1937/38 erbaute Schwimmhalle – seinerzeit das größte Hallenbad Berlins. 1971 wurde sie von den Amerikanern saniert und in den Folgejahren gemeinsam mit Berliner Schulen genutzt. Zurzeit wird die Schwimmhalle von den Berliner Bäderbetrieben geführt.

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