Kirche der amerikanischen Gemeinde

Mit dem Entstehen der Wohnsiedlung am Hüttenweg und der wachsenden amerikanischen Militärgemeinde ging auch das Bedürfnis nach geistlicher Betreuung einher. Im Umfeld der Wohnsiedlung waren bereits mehrere Einrichtungen des täglichen Lebens entstanden, die über die Jahre weiter ausgebaut wurden. Die vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangebote bildeten für die in Berlin lebenden Amerikaner einen zentralen Bezugspunkt, ein Litte America. Auch das neue, 1957 eingeweihte Gotteshaus hatte ein Einzugsgebiet, das sich weit über Dahlem hinaus erstreckte.

Konzipiert wurde die US Army Chapel als Simultankirche für die protestantische, katholische und jüdische Gemeinde. Bereits seit 1951 verfügte die Andrews-Kaserne über eine Kirche, die rund 440 Gläubigen aller Konfessionen Platz bot. Der Neubau am Hüttenweg verfügt insgesamt über 15 Räume. Das Kirchenschiff bietet gut 350 Sitzplätze, die Galerie weitere 80. Ein zweiter Raum für Gottesdienste fasst 130 Personen, die Anbetungskapelle nochmals 40.

Nach amerikanischem Vorbild fügt sich das freistehende Gotteshaus in eine Baum- und Rasenlandschaft ein und reflektiert mit seiner offenen Struktur ohne jegliche Grundstücksmarkierung die Freiheitsphilosophie der Amerikaner in der Nachkriegszeit. Eine geschwungene Auffahrt führt zur Kirchenportal und ermöglichte es hochrangigen Militärs, mit dem Auto vorzufahren. Auch Hochzeitspaaren wurde so ein traditionell amerikanischer Auftritt gewährleistet.

Entworfen hatte den Kirchenbau Carl Mertz, Regierungsbaudirektor im Bauamt Süd. Die Durchführung erfolgte, wie bei allen Baumaßnahmen der US-Besatzungsmacht zusammen mit den Pionieren der US Engineer Division. Heute befindet sich die Kirche im Eigentum des Bezirks.

Vor Ort

Der Kirchenbau mit angeschlossenem Gemeindehaus besteht aus drei versetzten und unterschiedlich hohen und rechte Winkel vermeidenden Bauteilen. Der Glockenturm misst 35 Meter. Ganz im Stil der 1950er Jahre dominiert im verwendeten Materialmix der rahmengebende Stahlbeton. Im Inneren kommt das Kirchenschiff dafür ohne Stützen aus. Aufgrund der Nutzung durch mehrere Glaubensrichtungen umgeben den Altarraum getrennte Sakristeien.

Nach wie vor stellt die Kirche am Hüttenweg ein Haus der Toleranz dar. Sie wird aktuell von drei verschiedenen christlichen Gemeinden genutzt und dient auch der Jüdischen Gemeinde zu Berlin als Synagoge. Trotz überwiegend englischsprachigem Gottesdienst ist das Publikum jedoch längst nicht mehr rein amerikanisch.

In der Nähe

Innenhof der ehemaligen Thomas A. Roberts School (TAR) mit dem Schulmotto Togetherness, Achievement, Responsibility (TAR)

Die Thomas A. Roberts School (TAR) eröffnete 1953 mit zunächst 110 Schülern. Im Laufe der Jahre wurde der Bau mehrfach erweitert. So entstand der straßenseitige Querflügel entlang des Hüttenwegs etwa 1957/58. Zu diesem Zeitpunkt bot die Schule Platz für 250 Schüler; im Schuljahr 1960/61 lernten hier sogar 850 Schüler. Die Entwürfe für den Gebäudekomplex stammen von Arnold Blauvelt, der auch für das Outpost Kinogebäude verantwortlich zeichnete.

Von der Straße aus in die linke der beiden Einfahrten blickend, entdeckt man heute noch an einer der Innenhofwände das ehemalige Schulmotto auf blau-weiß-rotem Grund: Togetherness, Achievement, Responsibility (Zusammengehörigkeit, Leistung, Verantwortung) – oder kurz TAR, gebildet aus den Initialen des Namensgebers der Schule. Heute teilen sich die Quentin-Blake-Schule und die Biesalski-Schule die Räumlichkeiten.

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